-
Peine.NextLevel
Erlebnismuseum zum Grubenunglück
Das Wunder, das um die Welt ging – das „Wunder von Lengede“
Dieses Ereignis im Peiner Land schrieb 1963 weltweit Geschichte: Die Rettung von elf Bergleuten zwei Wochen nach einem Grubenunglück erhielt als „Wunder von Lengede“ internationale mediale Aufmerksamkeit. Das 2023 eröffnete Erlebnismuseum „Wunder von Lengede“ erinnert an die Tragik der Ereignisse mit 29 Toten und die glücklichen Umstände, die zur Rettung von elf totgeglaubten Bergleuten führten. Das „Wunder von Lengede“ war auch ein neues Kapitel der Mediengeschichte – mehr als 400 Journalisten aus aller Welt berichteten über das Unglück.
Der Erzabbau in der Eisenerzgrube Lengede-Broistedt war von großer historischer Bedeutung für die Gemeinde. Die Grube, die zur Ilseder Hütte gehörte, wurde sowohl im Tagebau als auch im Tiefbau betrieben und förderte über 100 Jahre lang Eisenerz. Die multimediale Dauerausstellung thematisiert auch die Bedeutung des Erzbaus für die Stahlproduktion in Peine. Hier wird deutlich, wie mit dem ersten Fund glitzernder Kiesel auf Äckern eine Ära des Bergbaus begann, welche die Region nachhaltig prägen sollte.
Das Schicksalsjahr von Lengede
Bereits im Eingang zum Museum beeindruckt ein Bohrkopf sowie die „Dahlbuschbombe“, eine Rettungskapsel, mit der die Bergleute 1963 aus 56 Metern Tiefe wieder ans Tageslicht gebracht wurden. Ausstellungsstücke wie Helme, Atemfilter, Verbandszeug und Grubenlampen verdeutlichen die harte und gefährliche Arbeit unter Tage.
Das für die Erzwäsche benötigte Wasser wurde in den Klärteichen des Geländes aufbereitet. Am 24. Oktober 1963 um 20 Uhr bricht Klärteich XII – Wassermassen fluten die Grube Lengede-Broistedt. Von 129 Bergmännern können 79 über das Streckennetz an die Oberfläche flüchten. Für die übrigen Überlebenden beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Videos der multimedialen Ausstellung zeigen den Aufbau der Grube und die rettenden Luftblasen, die sich bildeten. Interaktive Elemente spiegeln die dramatischen Wendungen der Rettungsaktion wider, Tonaufnahmen von Gesprächen mit eingeschlossenen Männern über in die Tiefe gelassene Mikrofone sorgen für Gänsehaut.
Glückliche Zufälle ermöglichen die Rettung
An 25. Oktober werden sieben Männer gerettet, drei weitere bringt eine Rettungsbohrung am 1. November wieder ans Tageslicht. Das „Wunder von Lengede“ trägt seinen Namen unter anderem deshalb, weil die später geretteten Bergleute längst für tot erklärt waren. Die Rettungsarbeiten waren am 2. November bereits eingestellt, als Bergleute darauf bestanden, im „Alten Mann“, einem sich selbst überlassenen Teil des Bergwerks, nach Überlebenden zu bohren.
Und tatsächlich: Am 3. November hörten die Rettungskräfte Klopfzeichen am Bohrgestänge. Zwei glückliche Zufälle brachten elf Männern die Rettung, die in dem engen Hohlraum überlebt hatten: Eine gebrochene Pressluftleitung sorgte für Frischluft und die Rettungsbohrung traf den Hohlraum nur durch einen unbeabsichtigten Versatz. Das Hoffen und Bangen der Bergleute, die technische Meisterleistung für ihre Versorgung und ihre Rettung am 14. Tag des Unglücks – all dies wird durch die Ausstellung erlebbar.
Deutschlands erstes Medienspektakel
Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich mit Zeitungsartikeln, Tonmitschnitten und Fernsehberichten der Frage, wie die Berichterstattung die Wahrnehmung eines Ereignisses beeinflusst. Das „Wunder von Lengede“ war nicht nur ein technisches und menschliches Rettungswunder, sondern auch ein mediales Ereignis – eines der ersten in der Bundesrepublik, das in Echtzeit mitverfolgt wurde. Die Ausstellung zeigt, wie aus einem realen Geschehen ein kollektives Narrativ entsteht – getragen von Medienbildern, Sprache und Inszenierung.
Atemberaubender Blick vom Lengeder Seilbahnberg
Und sie macht deutlich, wie der Bergbau das Erscheinungsbild einer ganzen Region veränderte: Mit dem Bau der Abraumseilbahn begann die Aufschüttung des Seilbahnbergs – heute bietet dort eine Aussichtsplattform in 63 Metern Höhe einen atemberaubenden Ausblick auf das Peiner Land. Nach der Schließung des Erzbergwerks im Jahr 1977 begann ein struktureller Wandel – Besucher sollten den Besuch des Museums für einen Spaziergang durch das Naturschutzgebiet „Lengeder Teiche“ sowie die Parkanlage rund um den Seilbahnberg nutzen. Eine Gedenkstätte weist auf das Bohrloch hin, über das 1963 die Rettung elf totgeglaubter Männer gelang.
Das Museum „Wunder von Lengede“ liegt am Erzring 2 in 38268 Lengede und ist montags bis sonntags von 8 bis 18 Uhr geöffnet, kostenfreie Parkmöglichkeiten sind vorhanden.